Wem gehören eigentlich Ihre Inhalte?

Die etwas ketzerische Frage, die sich im Titel verbirgt, werden Sie wohl sehr eindeutig beantworten: Ihnen natürlich. Sie haben für viel Geld eine Website entwickeln lassen, lassen die Website von Ihrem Web-Entwickler hosten und alles ist gut. Nur: Was, wenn es nicht mehr so gut läuft und Sie vielleicht kündigen wollen oder müssen?

Selbst gehostet ist der Königsweg.

Webhosting kostet heutzutage ein Bruchteil dessen, was beispielsweise das Telefonieren kostet. Gerade bei zusätzlich eingesetzten Internet-Diensten wie beispielsweise E-Mail mit der eigenen Domain, ist das Hosting von Domain und Website auf einem eigenen Webhosting-Account die bessere Wahl. Sie sind bei allem, was Sie mit Domains, E-Mail und Ihrer Website tun, flexibel und unabhängig.

Gute Web- und EDV-Dienstleister erkennen Sie daran, dass sie so einer Vorgabe aufgeschlossen entgegenstehen und Sie nicht dazu überreden werden, das Hosting lieber über den Dienstleister abzuwickeln.

Allgemein verfügbares Redaktionssystem oder eigenprogrammierte Lösung?

Kurzum: Für die allermeisten Fälle ist eine durch einen Dienstleister eigenprogrammierte und proprietäre Lösung als Redaktionssystem unnötig. Es gibt inzwischen für alle gängigen Server-Betriebssysteme eine Vielzahl an frei verfügbaren Redaktionssystemen, die allen Anforderungen genügen können, selbst bis zu Websites mit sehr hohen Benutzerzahlen.

Der Vorteil eines allgemein verfügbaren Redaktionssystems wie WordPress liegt auf der Hand: Sie haben als technische Basis eine Software im Einsatz, die nicht nur Ihr jetziger Dienstleister versteht, sondern viele andere auch. Das macht Web-Lösungen grundsätzlich einfacher, weil es üblicherweise schon eine Vielzahl an zusätzlichen Modulen für das Redaktionssystem gibt und Sie unabhängiger von Ihrem Web-Dienstleister.

Wenn Ihr Web-Dienstleister die Nutzung einer selbstprogrammierten Lösung unbedingt vorziehen will, sollten Sie sich das gut begründet lassen und auch durchaus eine weitere Meinung dazu einholen. Die Gefahr, dass eine selbstprogrammierte Lösung zwar von außen gesehen gut aussieht, dann aber eine derartige Einbahnstraße ist, dass jegliche Erweiterung teuer programmiert werden muss, ist sehr hoch. Dazu kommt, dass selbstprogrammierte Lösungen selten einheitliche Schnittstellen für den Export von Daten haben und der Wegzug von so einer Lösung in der Regel eine vollständige Neuentwicklung der Website erfordert.

Wenn ein neuer Dienstleister das bisher verwendete Redaktionssystem nicht übernehmen will – warum eigentlich?

Fragen Sie ruhig offen einen potentiellen Dienstleister über die Gründe, wenn dieser Ihnen bei einer eventuellen Übernahme Ihrer bestehenden Website von Ihrem bisher genutzten Redaktionssystem abrät und Ihnen ein anderes System empfiehlt. Nichts passiert ohne Grund und es ist Ihr gutes Recht als Kunde, diese Gründe vor der Auftragserteilung zu erfahren und zwar detailiert! Windet sich der Dienstleister, ist er nicht der Richtige für Sie. Punkt.

Ich möchte keinesfalls Dienstleistern und potentiellen Wettbewerbern schlechte Absichten unterstellen, wenn Ihnen der Umstieg auf ein anderes Redaktionssystem vorgeschlagen wird. Ein guter Dienstleister wird Ihnen aber ausführlich die Gründe dazu benennen und Sie auch über eventuelle Lizenz- und Folgekosten nicht im Unklaren lassen.

Software braucht Pflege – auch Open-Source.

Viele Redaktionssysteme liegen als Open Source vor – der Einsatz der Basissoftware ist also lizenzfrei möglich. Kostenlose Software heißt jedoch nicht, dass sie auch ewig funktioniert, denn auch Open-Source-Produkte werden weitergepflegt und entwickelt.

Wenn Sie also für Ihre Website ein Open-Source-Redaktionssystem wie beispielsweise WordPress oder Typo 3 verwenden, dann berücksichtigen Sie, dass diese Software regelmäßig aktualisiert werden muss. Auch hier wird ein guter Web-Dienstleister Vorsorge dafür tragen und Ihnen schon bei seinem Angebot für die Entwicklung oder Übernahme einer Website mitteilen, was eine Softwarepflege des Redaktionssystems, auf der die Website aufgebaut ist, genau kostet. Üblicherweise bieten Web-Dienstleister das je nach Version an oder wickeln diese Tätigkeiten mit einer jährlichen Pauschale ab, in der Erfahrungswerte über die Häufigkeit von Aktualisierungen einbezogen sind. Auch an dieser Stelle wird ein guter Web-Dienstleister gern bereit sein, über den Sinn und den Inhalt solcher Update-Dienstleistungen zu sprechen.

Es muss übrigens nicht schlecht sein, wenn Ihnen ein Web-Dienstleister keine Update-Dienstleistungen unterbreitet und die Aktualisierung des Redaktionssystems Ihrer Website kulanterweise nicht berechnet. Es sollte aber gerade dann auf eine vertragliche Fixierung von Updates bestanden werden, um Updates nicht zu einer freiwilligen Leistung verkommen zu lassen, auf die der Dienstleister im schlechtesten Falle zukünftig dann vielleicht keinen Wert mehr legt.

Wichtig ist: Update-Dienstleistungen müssen vom Dienstleister dokumentiert werden. Sie bezahlen für eine Dienstleistung, die letztlich auch für die Sicherheit Ihrer Website von Belang ist und im Gegenzug haben Sie das Recht, über die Arbeiten informiert zu werden.

Was tun im Ernstfall?

Jeder Rat ist gut und teuer und oftmals bezahlen Kunden ihre Website ganz am Ende nochmal – wenn sie nämlich kündigen wollen und der bisherige Dienstleister für die Evakuierung der alten Website und den Export von Daten viel Geld verlangt.

Was Sie jetzt nicht erwarten dürfen ist, dass Ihr eventuell neuer Web-Dienstleister alles für Sie übernehmen soll, inklusive Diskussionen mit Ihrem bisherigen Dienstleister. Üblicherweise sind Streitigkeiten über eine nicht funktionierende Übergabe von Daten und erstellter Software (eine Website ist nichts anderes) vertragliche Angelegenheiten, die Sie als Alt-Kunde mit Ihrem Alt-Dienstleister klären müssen, im Ernstfall auch mit Hilfe juristischer Unterstützung Ihres Anwalts.

Das einzige, was Ihr neuer Dienstleister leisten kann, ist ein vollständiges Abbild Ihrer jetzigen Website, allerdings normalerweise ohne ein Abbild des Redaktionssystems dahinter. Bei einem exotischen Redaktionssystem oder einer von einem bisherigen Dienstleister selbstprogrammierten Lösung wird ein Relaunch so oder so umfangreicher, als bei der Übernahme einer Website mit einem allgemein verfügbaren Redaktionssystem.